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Nómia Südpeloponnes

Interessantes > 10-wöchige Auszeit 1990
Zweite Station Nómia, Südpeloponnes
 
 

Wir hatten mit der «Rostlaube» eine super Überfahrt über Kithíra und Antikithíra, zwei kleine Inseln, die noch, trotz der riesigen Entfernung, zu den grünen, weit im Norden liegenden, ionischen Inseln (?!) gehören. Diese beiden Inseln, sind im Gegensatz zu den Inseln im Norden recht kahl.

Und kurz vor Antikithíra haben wir dann zum ersten Mal Delfine in „freier Wildbahn“ gesehen. Es hat aber allerdings ziemlich lange gedauert, bis wir überhaupt begriffen haben, dass es sich um Delfine handelt – was für ein Erlebnis.

Sehr überrascht waren wir dann als wir sahen, dass das Taygetes-Gebirge bis weit runter Schnee hatte. Und das Ende April! In Griechenland!? Im Zusammenhang mit Griechenland sind wir Nordeuropäer doch nicht im Entferntesten auf die Idee gekommen, dass wir hier Schnee zu sehen bekommen!? Wir waren so was von naiv!! Wie wir später auch erfahren sollten, gibt es etliche gute Skigebiete in Griechenland!!
Wir hätten eigentlich mit dem Schiff bis nach Monemvasía fahren können, aber wir hatten uns gedacht, dass wir so doch gleich etwas von der Gegend sehen konnten. So hatten wir uns entschieden in Gýdeon auszuschiffen und mit dem Auto über Molai nach Nómia/Monemvasía zu fahren. Unseren nächsten Gastgebern hatten wir von Kreta eine Karte geschrieben, um sie zu informieren, dass wir ca. um 18.00 h bei ihnen eintreffen würden.

Hätten wir nur gewusst, welches Missverständnis wir mit dieser nicht ganz vollständigen Information verursachen würden!?
 
Gýdeon ist ein kleines Hafenstädtchen mit schönen Strassenkaffees. Da wir nicht genau wussten, wie lange wir bis Monemvasía hatten, sind wir jedoch gleichen weitergefahren.
Hafeneinfahrt
Ausserhalb von Gýdeon stieg uns ein süsser Duft in die Nase. Der Duft war sehr ange-nehmen und er kam uns sehr bekannt vor. Als wir dann endlich realisiert haben, dass die Bäu-me an der Strasse entlang riesige Orangen-plantagen sind, wussten wir endlich, dass der köstliche Duft von den Orangenblüten kommt. Den Duft haben wir von einem ätherischen Öl, welches wir in einem Wasser-Verdampfer benutzten, wiedererkannt. Die Orangenbäume, soweit wir sehen konnten, waren voll mit weissen Blüten. Wir waren begeistert.
Dann in Monemvasía angekommen, fuhren wir Richtung Nómia und haben versucht gemäss der Wegbeschreibung den Weg zum Haus zu finden. Kein einfaches Unterfangen und wenn man den Weg nicht gesehen hat, kann man sich den auch nicht wirklich vorstellen. OK, durch das ganze Gepäck und auch den Dachträger hatte unser Auto natürlich schon etwas Tieflage. Aber dieser Weg, wir schreiben bewusst nicht Strasse, war aber auch nur wenig besser als unsere Bachbetten!! So dachten wir dann auch, dass wir uns hoffnungslos verfahren hätten!!

Wir waren schon etwas genervt! Und wollten schon umkehren, als wir zwischen Bäumen und Büschen zwei aneinandergebaute, man muss schon sagen, äusserst pittoreske Häuser, entdeckt haben.
 
So, ganz genau so, müsste es aussehen, unser Feriendomizil, haben wir zueinander gesagt. Wir hatten richtig Gänsehaut bekommen so gut hat uns dieser Ort und die beiden Häuschen gefallen! Und erst diese Aussicht! Schlicht atemberaubend!
Und dann; ganz plötzlich stand ein grosser Bernersennenhund vor uns. Und unsere fragenden Blicke wurden ganz hoffnungsvoll. Waren wir hier vielleicht sogar doch richtig??! Wir stiegen aus und riefen „Hallo“. „Ja“, kam umgehend die Antwort. Wir wieder: „Wo sind Sie denn?“ Und die Antwort war doch schon sehr schweizerisch, oder besser, bernerisch: „I de Härdöpfle!“ Und da wussten wir: Wir waren an unserem Ziel angekommen! Und was noch viel besser war - dieser paradiesische Ort würde doch tatsächlich für die nächsten zwei Wochen unser Zuhause sein!
 
Dann wurden wir von einem netten Herrn mit 3-Tagebart und schmutziger Arbeitskleidung begrüsst. Als er dann erfasst hatte, wer wir waren, schlug er seine Hände über dem Kopf zusammen und meinte, dass er sich doch noch hätte duschen und rasieren wollen und, dass seine Frau, Esther, unten am Hafen auf uns warten würde. Wieso wir denn schon da wären? Sie hätten zwar schon gedacht, dass doch sonst um 18.00 h kein Schiff in Monemvasía ankommt, aber da wir diese Zeit angegeben hatten, dachten Sie, dass wir um diese Zeit mit der Fähre in Monemvasiá ankommen würden und so wartete nun Esther unten am Hafen auf uns!
 
Achherje!! Welches Missverständnis!! Und so haben wir dann rasch mit Walters Hilfe, die Box vom Autodach genommen und die Koffer ausgeladen, damit das Auto nicht mehr so schwer war. Dann sind wir runter, um Esther zu holen, die am Hafen ausgeharrt hatte und sich im Windzug eine starke Erkältung geholt hatte.

Da wir nun schon mal unten waren haben wir dann auch gleich das Nötigste eingekauft, da der Fahrweg auch ohne Ballast doch schon etwas mühsam für unser grosses Auto war!! Dann haben wir uns noch zusammen mit Esther in einem Strassenkaffee verwöhnen lassen.
Wir haben uns sehr auf die Bekanntschaft von Ester und Walter gefreut, die, wie wir später von ihnen erfahren sollten, 2 Jahren vorher etwas oberhalb des kleinen Dorfes Nómia dieses alte Türkengut gekauft hatten und nach dem Südpeloponnes ausgewandert sind.

Das sollten zwei wunderbare Wochen werden!!!

Auch für unsere Kinder war es eine unvergessliche Zeit bei den beiden. Sie durften Esther im Gemüsegarten helfen, auf dem alten Esel Saïd reiten, bei der Fütterung der Ziegen und Hühner helfen. Eines der Hühner war in einem Gehege, weil es von den anderen Hühnern gemobbt worden ist..... Und unser Christoph hat selbstverständlich auch den „Pool“ (Zisterne) ausprobieren „müssen“! Und das im April! Strom gab es nur aus einer 12V-Anlage. Und das Wasser für die Dusche wurde mit Hilfe eines Gasdurchlauferhitzers aufgeheizt, was jeweils etwas länger dauerte. Das hat uns aber in keinster Weise gestört, hatten wir doch immer genügend Zeit.
Die Küche war hell und gut ausgestattet. Drei Treppenstufen weiter unten war das Wohnzimmer mit zwei Betten, wo die Kinder geschlafen haben. Das andere Schlafzimmer konnte nur ausserhalb des Häuschens, über eine schmale Treppe erreicht werden. Von den Zimmern hatten wir einen tollen Blick auf den Monemvasía-Felsen.
Unsere Unterkunft war wirklich perfekt und sehr pittoresk mit einer traumhaften Aussicht

Wir wurden für den etwas mühsamen Anfahrtsweg mit dieser traumhaften Unterkunft in einer nicht weniger herrlichen Umgebung und unseren beiden Gastgebern Esther und Walter mehr als vollkommen entschädigt. Besser hätten wir es nicht treffen können.
Auch von Nómia aus haben wir herrliche Ausflüge gemacht, wie zum Beispiel nach Monemvasía, das auf einem Felsen, nur mit einer Brücke mit dem Festland verbunden, gebaut ist. Der Name kommt von „moni emvaisi“, was „ein einziger Zugang“ bedeutet. Ausländer haben viele alte, halb verfallene Häuser restauriert. Es lohnt sich die imposante Festung auf dem Felsen mit der kunsthistorisch bedeutenden Kirche Ághia Sophía zu besichtigen. Der Malvasier-Wein kommt von Monemvasía, welcher die Einwohner mitnahmen, als sie von den Türken vertrieben wurden.
Einen Ausflug führte uns auch nach Spárta und Mistrás (seit 1989 auf der Liste der Denkmäler des Weltkulturerbes der UNESCO). Auf der Hinfahrt machten wir uns über ein riesiges Wohnmobil lustig. Es handelte sich um einen ehemaligen Lastwagen, der zu einem Wohnmobil umgebaut worden ist. Deshalb war es auch sehr gross. Es hatte sicher mindestes 2 Zimmer, Küche und Bad. Hinten konnten wir eine grosse Tür sehen und witzelten, dass die Leute sicher ein kleines Auto mitführen würden. Wir haben das Wohnmobil überholt, es dann aber auf dem Nachhauseweg unterhalb von Mistrás auf einem Zeltplatz wiedergesehen. Und da war die kleine Tür hinten offen, und da stand doch tatsächlich ein kleines Auto! Was haben wir gelacht!
 
Mistrás ist bei den „heutigen“ Touristen nicht sehr bekannt. Leider! Denn es ist traumhaft! Dieser menschenleere Ort mit verfallenen Kirchen, Klöstern, Palästen. Und weil der Ort etwas erhöht ist, hat man von da oben eine sensationelle Aussicht auf die Ebene von Spárta, die man mit atemberaubend beschreiben kann. Die Stadt Mistrás wurde während der kurzen, ruhmreichen Geschichte von byzantinischen Kaisersöhnen, den sogenannt Despoten, regiert. Beim Bau dieser Stadt musste alles Baumaterial mühsam mit Eseln den Berg hochgetragen werden. Ein fast unmenschliches Unterfangen.
Dann lernten wir wieder etwas über Griechenland und die Griechen. An einem Sonntag fuhren wir über den Berg nach Neápoli einer kleinen Hafenstadt. Plötzlich standen vor uns Bauarbeiter und – Maschinen. Sie bauten die Strasse, auf welcher wir fuhren. Vor der Baustelle war die Strasse sehr komfor-tabel und danach nur noch eine Schotterstrasse. Wir haben es Esther und Walter erzählt und sie haben uns dann erklärt, dass es in Griechenland normal ist, dass auch an Sonntagen gearbeitet wird.

Wir sollten später erfahren, dass in Griechenland gearbeitet wird, wenn es Arbeit hat und nicht, weil es Montag oder Dienstag ist. So kann es sein, dass über eine längere Zeit, vor allem auch im Tourismusgeschäft, 7 Tage die Woche über mehrere Wochen gearbeitet wird ohne, dass die Leute auch nur einen Tag frei hätten!? Stellt euch das bei uns mal vor! Dafür nehmen es die Griechen dann im Winter etwas gemütlicher!
Ein weiterer Ausflug führt uns in die raue Máni. Eine fast unwirkliche, wilde aber nichtdestotrotz, schöne Gegend. Die Häuser da sind häufig aus Stein gebaut, so trotzen sie den rauen und starken Winden. Wir haben da auch die berühmte Grotte von Diroú besucht. Solltet ihr mal in der im Süden vom Peloponnes, in der Máni, sein, dann sollte ihr es nicht verspassen diese wunderschöne Tropf-steinhöhle zu besuchen; es lohnt sich allemal! Ihr werdet mit kleinen Booten durch die Höhlengänge chauffiert.

In Nómia haben wir fast nur „zu Hause“ gegessen, das heisst selbst gekocht, da der Weg auch wirklich zu mühsam war, um abends zum Essen runterzufahren und dann spät natürlich wieder zurück. Oft haben wir auch zusammen mit unseren Gastgebern, Esther und Walter gegessen.
Als wir dann trotzdem einmal in Nómia gegessen haben, haben wir wieder etwas Wichtiges über die Griechen gelernt. Nämlich, dass sie abends „etwas“ später essen als wir. Denn als wir von unserem Ausflug nach Spárta und Mistrás zurückkamen, waren wir ob dem langen und erlebnisreichen Tag sehr müde und wollten nicht mehr selbst kochen. Also blieben wir zum Essen in Monemvasiá.
Wir suchten also die Taverne Pipistrello, die uns Esther einmal empfohlen hatte. Eine sehr schöne Taverne, wo wir unter Maulbeerbäumen angenehm sitzen konnten. Es war 19.15 h. Als wir beim Wirt das Essen bestellen wollten, war er erstaunte und meinte, dass er noch gar nicht gekocht hätte. Nach kurzem Überlegen meinte er, dass wenn wir zuerst einen Salat essen würden, er in dieser Zeit, unser Essen kochen kann, so dass wir dann nicht lange aufs Essen warten müssten.

Wir haben Stifádo bestellt, das ist wie Rindsvoressen an Tomatensauce mit vielen kleinen Zwiebeln. Vermutlich haben wir damals das einzige Mal in Griechenland wirklich heiss gegessen! Das war nämlich eine weitere Erfahrung, die wir gemacht haben. Die Griechen essen eher nicht so heiss.
An einem Abend hat Esther Aal mit Kartoffeln aus dem Ofen gekocht. Walter hat den Aal von einem Bekannten aus dem Dorf, welchem er einmal bei der Arbeit geholfen hat, erhalten. Dazu haben wir einen Weisswein getrunken, der war sehr speziell, so richtig aromatisch. Den Wein hatte sie in einer 1 ½-Liter Mineralwasserflasche und da war auch ein Thymianzweig mit drin. Diesen Wein holte sich Esther beim Dorfmetzger. Wir haben dann auch eine Flasche mit nach Selianítika, unsere nächste Station, genommen. Leider schmeckte uns der Wein da nicht mehr so gut wie in Nómia!! Tja, Emotionen spielten da vermutlich eine grosse Rolle…
 
Es ist uns allen immens schwer gefallen Esther & Walter und dieses herrliche Fleckchen zu verlassen, aber leider, nach zwei Wochen, mussten wir uns verabschieden aber nicht ohne zu versprechen, dass wir wiederkommen würden. So machten wir uns nach einem traurigen Abschied auf den Weg über Kalamáta, Pýrgos und Olympía zu unserem nächsten Etappenziel, nach Selianítika, im Norden vom Pelopónnes.


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