1. Mithilfe bei Olivenernte
Erste Mithilfe bei der Olivenernte
(ein Erlebnisbericht von Cornelia)
Durch viele Überstunden im Geschäft, hatte ich im November 2010 die Möglichkeit unsere Freunde, Antonetta und Giannis, bei der Olivenernte zu unterstützen. So habe ich also für Anfang November einen Flug gebucht. In Thessaloníki um ca. 1.30h angekommen bin ich mit dem Taxi ins Zentrum der Stadt gefahren um mich da mit den beiden Freundinnen unserer Tochter Carla, Klea und Eveline, die damals in Thessaloníki studierten, zu treffen. Zusammen sind wir dann bis ca. 4.00h in einem Garten Kaffée draussen am Meer gesessen und im November! Wir haben etwas getrunken und viel geschwatzt! War das ein guter Einstieg in diese 2 Wochen.
Dann endlich fuhr der Bus um 7.00h in Richtung Volos. Die Fahrt in den Morgen war herrlich - viel Sonnenschein und Bodennebel. In Vólos bin ich zu Fuss zum Hafen. Obwohl es November war, musste die Jacke ausziehen, da es bereits angenehm warm war. Nachdem ich die Fahrkarte für den Flying Cat gekauft hatte, habe ich in einer Taverne direkt am Hafen ein feines Frühstück bestellt, das ich dann draussen an der Sonne in vollen Zügen geniessen konnte. Ohne Pullover nur in einem T-Shirt. Einfach herrlich!
Nach der Überbrückungszeit bis zur Abfahrt des Flying Cats ging es dann endlich Richtung Skópelos. Die Überfahrt war sehr ruhig und als wir auf Skópelos angekommen sind, hat Giannis bereits auf mich gewartet. Zusammen haben wir das Mietauto bei Alexandros, seit Jahren unser Autovermieter, abgeholt und sind zusammen zu ihm nach Hause gefahren - Antonetta hatte bereits mit dem Essen auf uns gewartet.
Dann sind wir zu unserer Villa Kamáres gefahren, wo ich mich sehr schnell eingerichtet habe. Am Abend sind wir alle zusammen noch in unser Lieblingskaffée Baramáres an der Paralía auf ein Glas Rotwein. Es war angenehm warm und wir konnten bis 22.00h im T-Shirt draussen sitzen.
Aber dann, ab Sonntag war es mit Faulenzen vorbei. Antoneta und ich haben am Sonntag und Montag die schönen frisch runtergefallenen Oliven zusammengelesen. Giannis musste noch eine Arbeit erledigen und konnte noch nicht mithelfen. Am Montagmorgen haben wir Frauen noch zwei Plachen und 10 Säcke für die Oliven gekauft. Die Plachen benutzt man, um den Boden abzudecken, damit die Oliven besser und schneller gesammelt werden können. Am Montagabend war ich bei unseren Nachbarn Isabel und Tom zum Abendessen eingeladen. Tom wollte wissen was mir alles weh tut. Ich musste schmunzeln; alles tat mir weh - bis auf den Kopf! Aber ich fühlte mich trotzdem fantastisch.
Nach einer überraschend erholsamen Nacht konnte ab Dienstag die Olivenernte erst richtig losgehen. Giannis und Antonetta haben die Plachen auf der neuen Schach-Terrasse ausgebreitet und dann hat Giannis angefangen die Oliven von den Bäumen zu schütteln oder besser gesagt runterzuschlagen. Und dann wurde sehr bald klar; die zehn Säcke, die wir Frauen gekauft hatten, würden nie und nimmer reichen – diese drei Bäume hatten so viele Oliven, dass wir allein von diesen schon fünf Säcke füllen konnten. Die Oliven haben wir von den Ästchen und Blättern getrennt und in die Säcke gefüllt.
Bei der Olivenernte zwei Jahre vorher konnten die beiden von den 41 Olivenbäumen Total 11 ½ Säcke füllen. Wir waren gespannt, wie viele es nun werden würden. So haben wir einen Baum nach dem anderen bearbeitet und Sack um Sack gefüllt. Donnerstag und Freitag hatte Antonetta anderweitig gearbeitet, dafür hat uns am Sonntag Sophoklís, der Sohn von Antonetta und Giannis, fleissig geholfen.
Zum Schluss waren 30 Säcke voll Oliven, die wir zum Pressen bringen konnten. Jeder Sack hatte so ca. 50 bis 55 kg Gewicht. Ungefähr einen halben Sack mit grossen Oliven haben wir stark gesalzen und mit einem schweren Stein beschwert, so dass der Saft rausgelaufen ist. Das gibt dann die sogenannten „Eliés Patités", gestampfte Oliven (so in der Art „getrocknete Oliven"). So ungefähr 50 kg schöne, grosse Oliven haben wir in Salzlake eingelegt, um damit Essoliven zu machen. Solch grosse Oliven hatte ich vorher noch nie gesehen.
Um die Mittagszeit haben wir jeweils für ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde eine Pause mit Kaffée, Saft, Wasser und einem Snack, eingelegt. Vor dem Hauseingang haben wir einen kleinen Gartentisch mit drei Stühlen in der Sonne aufgestellt. Danach wieder aufstehen – das war nicht immer einfach. Da habe ich mich jeweils sehr alt gefühlt. Aber nach einiger Anlaufzeit waren wir dann wieder alle fit, um weiterzumachen.
Übrigens haben wir Samstag und Sonntag durchgearbeitet - die beiden waren Sklaventreiber (Schmunzel). Morgens haben wir jeweils zwischen 7.30h und 8.30h angefangen und zwischen 14.30h und 15.30h aufgehört. Danach sind wir zusammen zu Antonetta und Giannis nach Hause, wo Antonetta oft das Essen vorbereitet hatte. Dann bin ich jeweils wieder zurück zur Villa und habe mich nach dem Duschen vor der Haustüre ans Tischen gesetzt, relaxt, etwas notiert, gelesen oder einfach nur die Aussicht bis zum Sonnenuntergang genossen. Es war schlicht perfekt!
Am ersten Mittwoch bin ich nach der Ernte an den Limnonári Strand gefahren, um im Meer zu schwimmen. Das Wasser war etwas erfrischend, aber herrlich!
Dann am zweiten Montagmittag waren wir fertig und Giannis hat Apóstolos, der einen Lastwagen besitzt, angerufen, damit er die Säcke in die Presse ins Dorf runterfährt. Eigentlich hatten wir gedacht, dass wir am Dienstag endlich wieder einmal ausschlafen konnten, aber nichts da – unser Termin zum Olivenpressen war am Dienstagmorgen um 6.00h!?
Wir hatten vereinbart, dass Giannis mich anruft, sobald es mit unseren Oliven losgeht. Am nächsten Morgen gegen 6.10h hat dann Antonetta angerufen, weil Giannis von der Dorfpresse keine Handy-Verbindung zu unserem Haus hatte. Um ca. 6.20h sollte es losgeht. Ich hatte bereits gefrühstückt und war bereit und so innerhalb von 5 Minuten bei der Dorfpresse.
Giannis hatte mir dann erzählt, dass er so nervös war, dass er kaum schlafen konnte und so bereits um 3.30 h auf den Beinen war.
Es gibt in der Dorfpresse zwei Bahnen, das heisst alle Maschinen gibt es zweimal. Zuerst werden die Oliven in ein grosses Loch gekippt und ein Förderband transportiert sie hoch in ein Wasserbad, wo sie gereinigt werden. Dann kommen die Oliven in eine Maschine, die sie vermanscht und dann presst. Zum Schluss wird das Öl in einem Kessel vom Wasser getrennt, das heisst das Wasser sammelt sich unten, das Öl oben.
Nach einiger Zeit läuft das frische, leicht warme Öl in eine Wanne. Dann wird es auf seinen Säuregehalt getestet. Olivenöl bis 0.8 Grad gilt als natives Olivenöl extra. Unser Öl hatte einen Säuregrad von genau 0.8 Grad – wir waren sehr zufrieden. Zusammen mit uns (auf der anderen Bahn) hat ein älterer Herr seine Oliven pressen lassen. Dieses Öl hatte 0.3 Grad, aber der Mann verlangte eine zweite Messung, die aber das gleiche Resultat ergeben hat. Ich vermutete, dass er noch einen niedrigeren Säurewert wollte!? Wir fragen den jungen Mann, der die Tests durchführte, wieso der Mann nicht so glücklich war. Er hat uns dann erklärt, dass sein Öl durch den sehr niedrigen Säuregehalt, zwar von der Qualität „besser" sei als unseres aber, dass es durch diesen niedrigeren Säuregehalt auch weniger Geschmack als unseres hätte! Aha, schon wieder etwas gelernt!
Um ca. 8.30h kam auch Antonetta und hat auch gleich ein ofenfrisches Brot mitgebracht. Endlich konnten wir das Öl versuchen – es war so was von sensationell!! Ein absolutes Highlight - das kann man nicht beschreiben, das „muss" man erlebt haben!!
Das Öl wird in riesige Kannen - ähnlich unseren Milchkannen - abgefüllt. Diese kann man zum Umfüllen mit nach Hause nehmen. Dann haben wir Edelstahl-Boxen gekauft und haben das Öl zu Hause bei Antonetta und Giannis umgefüllt. Ganz zum Anfang war das Öl noch sehr trüb, fast milchig weisslich. Aber schon am nächsten Tag war das Öl, welches wir für unseren Freund Christos in eine 1 1/2 Liter Flache gefüllt hatten, "glasklar". Das Öl hatte eine wunderschöne Farbe!
Am folgenden Tag dann haben wir am Morgen wilden Thymian gesucht. Diesen haben wir dann dazu benutzt die Ess-Oliven, die wir in grosse Gefässe gefüllt hatten, unter das leicht gesalzene Wasser zu drücken. Dann gibt es vom Thymian auch einen feinen Geschmack und verhindert eine Oxidation der Oliven. Am Nachmittag haben wir zusammen das Land geputzt, das heisst wir haben alle Äste und Blätter zu Haufen zusammengekehrt und dann verbrannt.
Am zweiten Mittwoch sind Giannis und ich zusammen vor dem Mittagessen an den Stáfylos Strand zum Baden. Giannis fand dann aber das Meer zu kalt - ich liess es mir nicht nehmen und habe über 10 Minuten im herrlichen Meer gebadet. Ein absoluter Genuss - unbeschreiblich!!
Mit dem Wetter hatten wir sehr viel Glück! Am ersten Montagabend hat es kurz geregnet eher etwas gespritzt und am zweiten Sonntagmorgen, als ich noch im Bett lag, hat es auch nochmals ganz kurz geregnet. Am zweiten Mittwoch, nach dem Essen, habe ich es gerade noch bei uns oben ins Haus geschafft und dann gab es ein sehr starkes Gewitter mit viel Donner und Blitz, das aber auch sehr schnell wieder vorbei war.
Während der ersten Woche war es etwas wärmer aber auch in der zweiten Woche war es angenehm warm und die Sonne hat mehrheitlich geschienen. Ich habe diese beiden Wochen sehr genossen. Klar, das Wetter hat super mitgespielt und das köstliche Essen von Antonetta sowie ihre und Giannis Gesellschaft haben diese beiden Wochen zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht!!